4 Wochen Yoga, Freiheit und Glück auf den thailändischen Inseln
Ich baumele sanft in meiner Hängematte, lausche dem Meeresrauschen und blicke in die grünen Palmenblätter über mir. Mein Kopf ist ganz leer und das fühlt sich toll an. Nach ein paar Wochen alleine in Thailand ist alles in mir ruhig und entspannt. Ich kenne keine Probleme, Sorgen und Stress mehr. Lebe von Moment zu Moment, mache keine Pläne und höre nur auf meinen Bauch. Erfahre wie ich Yoga Retreats erkundet und das Klettern für mich entdeckt habe. Meine Reise verlief ganz entspannt von Koh Yao Noi über Khao Sok nach Koh Lanta und Railay Beach.
Mein erster Morgen in Thailand war dunkel und nass. Ich stand im strömenden Monsunregen an einem Pier in Phuket. Total übermüdet wartete ich dort auf mein Boot zur Insel Koh Yao Noi. Ein umsichtiger Taxifahrer leistete mir bei einem Kaffee Gesellschaft, bis es langsam heller wurde und die ersten Menschen auftauchten. Drei Nächte (aus denen letztendlich zehn wurden) hatte ich bei Island Yoga gebucht. Es lagen vier Wochen unendliche Freiheit vor mir. Koh Yao Noi liegt nur 30 Minuten östlich von Phuket, aber ist dennoch ein unvermuteter Geheimtipp unter Thailands Inseln. Ruhig, klein, naturbelassen, wunderschöne Strände und herzliche Menschen. Einfach so wie man sich Thailand vorstellt. Bisher hat sich dort nur wenig Tourismus etabliert, die Einwohner arbeiten hauptsächlich als Fischer oder auf Kautschuk-Plantagen.
Welcome to Island Yoga Retreat Thailand
Die grüne Insel ist der perfekte Ort, um zu seiner inneren Ruhe zu finden, durchzuatmen und friedlich die Seele baumeln zu lassen. Das dachte sich 2005 auch der Brite David Sharpe und etablierte zusammen mit Ning, der Besitzerin der Ulmers’s Nature Lodge, die Island Yoga Retreats. Die Nature Lodge ist ein charmantes, grünes Resort, nur 50 Meter vom Strand entfernt. Es gibt dort komfortable Bungalows und für Preisbewusste einzelne Zimmer oder ein Bett im Schlafsaal. Ning und ihre Familie kümmern sich sehr liebevoll um das leibliche Wohl der Teilnehmer und organisieren alles, vom Fahrrad oder Scooter Verleih bis zum Tuk-Tuk ins nächste Restaurant.
Inspirierende Yogalehrer und müde Muskeln
Es gibt auf dem Gelände der Lodge zwei große, lichtdurchflutete Yoga Shalas. Während ich dort war (Ende Oktober), wurde zwei Mal pro Tag Yoga angeboten. Morgens kraftvolles und dynamisches Vinyasa Yoga und Nachmittags ruhigeres Yoga wie z.B. Hatha oder Yin Yoga. So können auch Anfänger auf ihre Kosten kommen, sollten jedoch, wie bei allen gemischten Yogaklassen, gut auf sich achten. In der Hauptsaison gibt es ein noch größeres Yoga Angebot, Meditationen, Tai Chi am Strand und sogar Teacher Trainings. Von den vielen Yogalehrern die dort immer wieder unterrichten, habe ich die Yoga Therapie-Spezialistin Roni, die kreative, fordernde Evi sowie die Ashtanga Yogini Tea erlebt. Alle drei könnten unterschiedlicher nicht sein und jede für sich hat mich wirklich beeindruckt. Klare und präzise Ansagen, fundiertes anatomisches Wissen, verinnerlichte yogische Prinzipien, humorvoll, sympathisch und inspirierende Persönlichkeiten.
Am dritten Tag musste ich einsehen, dass mir zwei Yogastunden am Tag zu heftig sind. Schlecht trainiert oder Jetlag, ich weiß es nicht. Aber meine Muskeln haben nicht mitgemacht. Sie waren von den anstrengenden Morgenstunden völlig entkräftigt und die krassen Dehnungen im Yin Yoga haben mich geistig und emotional total erledigt. Körper und Geist waren aus dem Gleichgewicht und irgendwie hat es sich nicht mehr gut angefühlt. Daher erste Herausforderung: Akzeptieren dass es so ist, auch wenn Andere es vielleicht nicht so anstrengend empfinden. Jeder Körper ist anders und das Ego hat im Yoga nichts zu suchen 🙂 Nach zwei Tagen Pause ging es schon sehr viel besser. Ich hatte tolle Meditationserfahrungen, probierte mich in weiteren Chaturangas und zwölf Minuten Hüftöffner waren wieder machbar, ohne dass ich schreiend aus dem Raum laufen wollte.
Von Island Hopping bis Hängematte
Jeden Tag reisen bei Island Yoga Thailand neue Yogis und Yoginis an und ab. Es gibt sehr viele Gelegenheiten, Menschen aus aller Welt kennenzulernen: Gemeinsames Frühstück, Mittag- oder Abendessen, Island Hopping und Schnorcheln mit dem Longtail Boot, Kochkurse, Kayakfahren, Klettern oder gemeinsam die Insel erkundigen. Das Schöne ist, dass man auch jederzeit einfach alleine etwa unternehmen kann: Mit einem Buch in die Hängematte verziehen, sich eine Stunde massieren lassen, an einem der vielen Strände Muscheln sammeln oder einfach die atemberaubende Aussicht auf die Kalksteinfelsen der Phang-Nga Bay bewundern.
Auch gastronomisch hat Koh Yao Noi einiges zu bieten: Den leckeren Fruit Shake mit kostenlosem Meerblick im Sabai Corner Café, Mittagessen im charmanten Chaba Café oder die wirklich fantastische, italienische Pizza im La Luna. Gutes thailändisches Essen findet man an vielen Straßenecke oder mit Blick auf ein idyllisches Reisfeld im Rice Paddy Restaurant. Für den Abend Cocktail unbedingt in der Bar mit „Schiffsbalkon“ PaRa Bar vorbeischauen.
Khao Sok: In the jungle the mighty jungle
Nach zehn Tagen Island Yoga sagte mir mein Bauch, dass es nun so langsam weitergehen könnte. Ich fuhr mit dem Bus drei Stunden Richtung Norden zum Khao Sok Nationalpark. Noch nie habe ich so viel geballte Natur auf einmal erlebt. Ein 170 Quadratkilometer großer Stausee mit atemberaubenden Kalksteinfelsen, umgeben von dichtem Dschungel, Flüssen und Tropfstein-Höhlen. Meine kleine Bambushütte mit Matratze für eine Nacht, lag direkt auf diesem spiegelglatten, grünen See. Umgeben von den Geräuschen des Dschungels mit seinen Affen, Spinnen, Geckos, Schlangen, Chamäleons, Lizzards, Vögeln und vielleicht sogar Tigern 🙂 Es war schon sehr aufregend, durch den Dschungel zu wandern, mit Klamotten in einer Höhle zu schwimmen und auf dem Longtail Boot durch den einsamen Morgennebel zu düsen. Nach vier Tagen in der Khao Sok Region zog es mich wieder Richtung Süden bzw. mit der Fähre von Krabi Town auf die Insel Koh Lanta.
Yoga und Reggae auf Koh Lanta
Koh Lanta hat viele schöne Strände, aber für alle die das Alternative, Kreative und Entspannte suchen gibt es nur eine Wahl: Klong Khong Beach und Bee Bee Bungalows. Ein Strand für sowohl Hippies als auch Aussteiger-Familien, mit Reggae-Flair und Fusionfestival-Atmosphäre. Ganz nach dem Motto: Glücklichsein, Lächeln und Runterkommen sah mein Tag so aus: Frühstück am Meer und Lesen in der Hängematte. Dann ein gemütlicher Strandspaziergang mit spontaner Massage. Einen Fruitshake am Meer genießen und die Insel mit dem Fahrrad erkundigen. Nach dem Abendessen eine Reggae Jamsession, mit Songs von Job 2 Do und den Jungs vom Bee Bee Bungalow und dann selig einschlafen…
Einfach, Strand und Palmen – Der Backpackertraum
Bee Bee Bungalows stehen im Lonely Planet, was ja darauf hindeutet, dass es kein wirklicher Geheimtipp mehr ist. Als ich jedoch Mitte November dort ankam, habe ich das wohl coolste Resort in ganz Thailand erlebt. Bee Bee gibt es seit 12 Jahren und An und seine japanische Frau erschaffen, gemeinsam mit dem ganzen Team, eine total familiäre, lockere Atmosphäre. Ich hatte quasi das Gefühl bei alten Freunden zu sein. An erzählte mir oft, wie wichtig es ihm ist, dass alle Gäste glücklich und zufrieden sind. Unhöfliche und undankbare Gäste hat er sich immer sehr zu Herzen genommen. Alle 15 Bambushütten wurden von ihm sehr liebevoll und individuell gestaltet und ich hab mich in meinem kleinen Refugium sehr wohlgefühlt. Übrigens: Am Besten einfach vorbeikommen oder einen Tag vorher anrufen. Langfristige Reservierungen sind sowieso nicht möglich und im Notfall kann man ein, zwei Nächte im netten Nachbarbungalow überbrücken.
Sunset Yoga bei Oasis Yoga Koh Lanta
Zwischendurch habe ich mir natürlich auch die Yogaszene von Koh Lanta angesehen und mit Oasis Yoga Koh Lanta ein kleines Juwel entdeckt. Das Studio versteckt sich hinter dem nördlichen Klong Dao Beach und ist eingebettet zwischen relativ unspektakulären Häusern. Der Name „Oasis“ wurde nicht ohne Grund gewählt, denn man erwartet von Außen betrachtet nicht so ein liebevoll gestaltetes, grünes Yogiparadies. Die Gründerinnen Farra und Kate sind zwei spannende Yoginis und Weltenbummlerinnen, die sich schließlich vor vier Jahren auf Koh Lanta niedergelassen haben.
Das Yogaangebot ist umfangreich und umfasst Vinyasa, Ashtanga und Hatha Yoga Stunden für Anfänger und Fortgeschrittene. Ich entschloss mich für die Sunset Hatha Yoga Stunde und während ich meinen grandiosen „Buddha Berry Smoothie with Cashew Nuts“ in der Health Bar schlürfte, trudelten die ersten Yogaschüler ein. Die Hatha Yoga Stunde bei Farra war genau das, was ich brauchte: Genüssliche Dehnübungen, kein Flow und unaufgeregtes, entspanntes Yoga. Wir übten mit Blick über die Häuser und Baumwipfel, während sich alles langsam rosa einfärbte, golden schimmerte und schließlich dunkel wurde… ein magischer Moment.
Plötzlich in Railay und Tonsai Beach
Das Schönste beim Reisen sind die unerwarteten Wendungen, die das Leben auf einmal nehmen kann. Allein, ohne Verpflichtungen und Plan, kann man so spontan auf Chancen reagieren, wie man es auch im echten Leben öfter tun sollte. Auf der Fähre nach Koh Lanta traf ich Steffi, ein Würzburger Energiebündel und professionelle Kletterin. Eine Woche später waren wir zum Klettern in Railay verabredet. Railay ist eine Halbinsel in der Provinz von Krabi, die durch den üppigen Dschungelbewuchs und die riesigen Kalksteinformationen, nur per Longtail Boot zu erreichen ist. Gerade diese beeindruckenden Kalksteinfelsen, machen die Region zum Kletter-Paradies von Thailand.
Wir wohnten am Tonsai Beach, denn hier sind die Bungalows bezahlbarer als in den schicken Railay Beach Resorts. Aber vor allem ist Tonsai einfach mega entspannt mit seinen coolen, schmuddeligen Reggae Bars, wo man sich nach dem Klettern bei einem Bier entspannt. Bis dahin hatte ich noch nicht viel Party gemacht, aber hier traf ich jeden Abend Thais, die mir aus ihrem Leben erzählten, Kletterer die über Felsen diskutierten und Reisende aus aller Welt, die nicht mehr wegwollten.
Adrenalin Schübe beim Klettern
Meine Klettererfahrungen begrenzten sich bis dahin auf ein einziges Mal in einer Hamburger Kletterhalle vor drei Jahren. Trotz Yoga würde ich dir Kraft in meinen Armen als mäßig beschreiben. Dass ich am Ende dieses Trips auf 15 Meter hohe Felswände klettern würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber es war das Krasseste, was ich je erlebt habe. Ich kann total verstehen, dass Menschen danach süchtig werden. Gepusht und motiviert von Steffi und meinem Kletterguide Maxi von The Rock Shop – Tonsai Rock Climbing (sehr zu empfehlen!), hab ich gekämpft ohne Ende.
Und es ist gut wenn man das einmal tut. Nicht über seine Grenzen gehen, sondern die Grenzen erweitern und erfahren, wozu man in der Lage ist. Denn es geht so viel mehr als man denkt. Ich hing dort oben im meinem Seil und war überzeugt, dass ich mit dem Muskelkater vom Vortag nie im Leben noch einen Meter höher kommen würde. Aber Stück für Stück mobilisierte ich so viel mentale und körperliche Kraft, dass ich irgendwann dort oben stand. Bei dem grenzenlosen Blick auf das glitzernde Meer, die riesigen Felsen und den atemberaubenden Phranang Strand, musste ich sogar ein bisschen weinen vor Glück, Fassungslosigkeit und Adrenalin.
Noch mehr Infos über Yoga und Reisen in Thailand: Mein Thailand Reisebericht über Yoga und Meditation in Chiang Mai, Koh Phangan, Koh Tao und Koh Samui und eine Übersicht über weitere Yoga Retreats in Asien.
WOW Chrissy, das klingt zauberschön! Sehr liebevoll geschrieben. Jetzt schmerzt das Fernweh ☺️
Danke meine Liebe! Ja das mit dem Fernweh kenne ich… hin und wieder muss man ihm irgendwie nachgeben :*
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