Hari Om Tat Sat – Anahata Yoga in Golden Bay
Neuseeland scheint auf den ersten Blick nicht die ultimative Yoga-Destination zu sein. Jedoch laden die Abgeschiedenheit viele Orte und die unberührte Natur geradezu dazu ein, Orte der Stille und Besinnung zu schaffen. Daher findet man in Neuseeland viele Yogastudios, spirituelle Gemeinschaften, alternative Lebensformen, buddhistische Zentren und tatsächlich einen Yoga Ashram, der sich auf einem Hügel im Abel Tasman Nationalpark in Golden Bay auf der Südinsel Neuseelands versteckt. Eingebettet in grüne Hügel und Berge mit Blick auf die Bucht und umgeben von Wäldern und Schafen, kann dieser Ort, Anahata Yoga, wirklich verzaubern. Fast jeden Morgen konnten wir in der Sonne auf der großen Terrasse sitzen und unser Frühstück mit Blick auf das Meer in der Ferne genießen. Die Stille der Berglandschaft, das bunte Vogelgezwitscher und zwischendurch der Gong, der zur nächsten Runde Yoga Nidra oder Meditation ruft… die Geräuschkulisse an sich war schon inspirierend und wirkte total beruhigend.
Satyananda Yoga und Anahata Yoga in Neuseeland
Das Anahata Yoga Retreat ist ein Ashram in der Tradition von Satyananda Yoga, das von Swami Satyananda begründet wurde und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Besuchern zu zeigen, wie man eine yogische und spirituelle Lebensweise in seinen Alltag integrieren kann. Viele der Ashrambewohner wohnen dort seit vielen Monaten oder Jahren und leben täglich Yoga mit einem klar organisierten Tagesablauf. Der größte Unterschied zu anderen Yogatraditionen oder zu dem was man oft unter Yoga versteht ist, dass im Satyananda Yoga (zumindest bei Anahata Yoga) kaum Fokus auf körperliches Hatha Yoga und Asanas gelegt wird. Das hat mich etwas enttäuscht, da ich mich sehr auf Vertiefung meiner Asanapraxis gefreut habe, aber dennoch konnte ich sehr viel aus der Woche mitnehmen, ich fand wieder zu meiner inneren Balance und habe viele tolle, interessante und inspirierende Menschen kennengelernt.
Strukturierter Tagesablauf im Ashram
Bei Anahata Yoga wird sehr viel Wert auf Karma Yoga, Chanten und Meditation gelegt und als Gast (oder auch „Yogic Lifestyle Participant“) bekommt man einen sehr guten Eindruck davon, wie es ist einen „Yogic Lifestyle“ zu leben. Unser Tag begann um sechs Uhr, wenn wir uns noch im Dunkeln und unter einem atemberaubend nahen Sternenhimmel Richtung Rundhaus aufgemacht haben. Dort begrüßten wir den neuen Tag mit Chanten von verschiedenen Mantren (für mich bekannte Text, jedoch fremder Rhytmus), gefolgt von Meditation oder einer kurzen Hatha Yoga Einheit. Von 20:30 Abends bis 8:30 Morgens nach dem Frühstück, wurde Mouna (Schweigen) praktiziert und wir hatten so die Möglichkeit, etwas mehr in uns zu kehren und die Stille und den inneren Frieden zu genießen. Nach dem Frühstück wurde gemeinsam abgewaschen und danach die verschiedenen Karma Yoga Aufgaben für den Vormittag verteilt. Meistens hieß das für mich den Yogaraum aufzuräumen, den kleinen Shiva-Garten wieder hübsch zu machen, Gartenarbeit oder im Büro Akten zu sortieren. Entspannung von der Arbeit gab es dann jeden Tag bei einer halben Stunde Yoga Nidra. Ich habe es geschafft dabei sechs von sieben Mal einzuschlafen! Überhaupt war ich während der ersten Tage nur müde, erschöpft und hatte tierische Kopfschmerzen und kann das nur auf eine Art mentalen Detox zurückführen. Denn auch wenn Reisen immer so traumhaft klingt, kann es auch sehr anstrengend sein und mein letzter Job in einem Weinkeller hat auch nicht gerade zu meiner Ausgeglichenheit beigetragen… Die Nachmittage habe ich meistens mit einem Buch verbracht, geschlafen oder mit meinen Zimmernachbarinnen die unglaublich schöne Gegend erkundigt. Abends ging es vor dem Abendessen weiter mit Kirtan singen, Meditation oder mysteriösen Feuerritualen, den sogenannten „Havans“.
Möchte ich den Yogic Lifestyle wirklich in dieser Form leben?
Wie ihr seht, waren die Tage sehr ausgefüllt und man lag nicht nur auf der faulen Haut sondern saß meistens im kreuzbeinigen Sitz stundenlang auf dem Boden, hat meditiert oder versucht die Sanskrit-Zungenbrecher mitzusingen 😉 Der Anahata Yoga Ashram ist sehr spirituell orientiert und hin und wieder wurde mir das manchmal auch etwas viel, denn auch wenn ich integralen Yoga als sehr wichtig empfinde, d.h. Yoga nicht nur als körperliche Anstrengung zu verstehen, sehe ich mich nicht als jemanden, der sich die Haare abschneidet, sich auf einem Berg „versteckt“ und in orangen oder weißen Gewändern dauerhaft Yoga in Form von Ritualen und Chanten praktiziert. Interessante Themen über die oft gesprochen wurde, waren Dinge wie Achtsamkeit, Gelassenheit und mehr zu Geben von dem was man hat (Liebe, Geld, Hilfe). Diese Dinge empfinde ich selbst als sehr wichtig für unser Leben und würde diesen Teil des yogischen Lebensstil der bei Anahata Yoga gelebt wird, auch gerne in meinem Leben und alltäglichen Wahnsinn intensivieren. Für eine Woche war der Besuch bei Anahata Yoga definitiv eine super Erfahrung, um einfach mal zu sehen, für welche Lebenswege sich einige Menschen entscheiden und daran ein wenig teilzuhaben. Trotz des Tagesablaufs hat man sehr viel Zeit und Ruhe für Reflexion, wieder ins Gleichgewicht zu kommen und die Gedanken auf die wesentlichen Dinge im Leben (oder auf Reisen) zu konzentrieren.
Falls ihr neugierig geworden seid (und es euch mal in die Gegend verschlägt):
Führ mehr Infos zu Preisen, aktuellen Retreats etc. könnt ihr euch auf der Website umsehen: www.anahata-retreat.org.nz und ich stehe euch sehr gerne bei Fragen zur Verfügung.
Tipp: Einen schönen Eindruck von den Leuten und der Atmosphäre bei Anahata Yoga könnt ihr in diesem Video gewinnen: www.youtube.com
Hallo Christiane Eitle,
danke für Deinen schönen Bericht über den Yoga-Ashram in Golden Bay! Ich war schon einige Male in Neuseeland und werde Anfang März wieder für 2 1/2 Monate dorthin reisen. Mich interessieren spirituelle Gemeinschaften / Zentren auf der Nordinsel und im Norden der Südinsel (Golden Bay).
Ich habe gehört, dass es in der Nähe von Wellington einen Findhorn-Ableger geben soll und im Osten von Waiheke (eine schöne Insel, 25 Minuten von Auckland entfernt) eine spirituelle Gemeinschaft. Wenn Du darüber oder über andere spirituelle Gemeinschaften etwas weißt und mit mir teilen möchte, würde ich mich sehr freuen. Ich mag auch sehr die Linie „Ramana Maharshi“, Poonjaji, Eli Jackson Bear, Christian Meyer usw., wo es um Erwachen geht. Für mich ist auch biologischer Landbau, halt ein ganzheitliches Konzept, wichtig. Bin zur Zeit Guru-frei und möchte es auch bleiben.
Lieben Gruß aus Hamburg, Cornelia
Liebe Cornelia,
vielen Dank für deine Nachricht. Ich kennen ausser Anahata leider keine spirituellen Zentren in Neuseeland. Ich weiß nur dass es dort noch einige buddhistische Zentren gibt. Auf Waiheke war ich auch zweimal, aber eher wegen des Weins und der wunderschönen Landschaft In Golden Bay und Takaka bist du auf jeden Fall gut aufgehoben wenn du nach Nachhaltigkeit, Spiritualität und Yoga suchst. Ich habe diese Gegend geliebt und würde nur dafür nochmal hinreisen, wenn ich könnte…
Ich wünsche dir einen schöne Zeit.
Alles Liebe, Christiane